Zum Inhalt springen

Eine kulinarische Reise durch Mexiko City

by - 17 Okt 2010

Nach drei Monaten Reis mit Bohnen und Fleisch hatte unser Magen die einheimische Kost aus Süd- und Zentralamerika satt und so verstummte auch sein lautestes Knurren, wenn sich schon zum Frühstück als Alternative zum üblichen Dreigestirn nur die Variante von Reis mit Bohnen und Ei bot.

Unsere taeglichen Bohnen gib uns heute Unser letztes Abendmahl in Costa Rica
Frühstück: Ei mit Reis-Bohnen-Mix, Abendessen: Reis, Bohnen, Püree und Fleisch

So ging unsere Ankunft in Mexiko City mit grossen Gaumenvorfreuden einher angesichts der vielseitigen und hochgelobten Küche Mexikos. Einen ersten Vorgeschmack boten die zahlreichen Strassenstände, die sich anlässlich der Nationalfeierlichkeiten überall aufgebaut hatten. Weithin duftete es nach Maistortillas und frischem Grillfleisch. Für uns gabs die 6er Portion Tacos mit Käse und Fleisch; als Novizen der mexikanischen Kost haben wir uns den scharfen Chilli- und Avokadosaucen aber zunächst nur vorsichtig genähert.
Die Tage in Mexiko City konnten in kulinarischer Hinsicht nicht besser beginnen: Unser Hotel-Frühstück mit Obst und frisch gepresstem O-Saft haben wir stilvoll von handbemaltem Porzellan im Jugendstilambiente eingenommen.

Mittagessen am Strassenstand, Mexiko City Friedrich am Fruehstueckstisch, Hotel Casa Gonzalez, Mexiko City

So waren wir gut gestärkt für unsere Streifzüge durch die Stadt. Dabei sind wir auf eine Plaza gestossen, wo Schreiber und Drucker ihre Geräte aufgestellt hatten, um denjenigen, die selbst nicht schreiben können, ihre Dienste anzubieten. Es wird alles verfasst – vom amtlichen Brief bis zur Grusskarte.

Auftrags-Schreiber verfasste einen Brief, Mexiko City Drucker und Setzer, Mexiko City

Im Nationalpalast wurden uns die politisch motivierten Fresken von Diego Rivera von einem eleganten und kunstsinnigen älteren Herren erklärt, der uns im anschliessenden Gespräch über die mexikansche Küche geraten hat, zwecks Verdauungsförderung stets einen Tequila zu jeder Mahlzeit zu trinken. Nach diesem geist- und appetitanregenden Gespräch haben wir uns in eines der etwas gehobenen Restaurants der Altstadt begeben und gleich pflichtbewusst einen Tequila bestellt, der mit einem tomatigen Getränk gereicht wurde. Nicht nur ein optischer Genuss waren die Hühnerbrust in Nuss-Sahne-Sauce und die gefüllte Paprika mit Walnüssen. Als Vorspeise gab es die traditionelle schwarze Bohnensuppe und zum Nachtisch ein zweifarbiges Fruchtgelee.

Schwarze Bohnensuppe und Knabbereien Huehnerbrust in Nusscreme
Gefuellte Paprika mit gruener Sauce Fruchtige Gelantine
Schwarze Bohnensuppe, Hühnerbrust in Nuss-Sahne Sauce, Gefüllte Paprika mit Walnüssen, Fruchtgelee

Der Besuch des anthropologischen Museums hat uns die Welt der Maya und Azteken näher gebracht. Auf den meisterhaft gearbeiteten Reliefs haben wir entdeckt, dass auch diese Völker die Kakaobohne schon hoch geschätzt haben, so dass sie sie sogar als Zahlungsmittel verwendet haben. Ob sie ihre heisse Schokolade aber auch mit Zimt, Nelken und Kardamom verfeinert haben, wie Sarah ihren Kakao im heutigen Mexiko stets genossen hat, konnten wir allerdings nicht ergründen… Beim anschliessenden Spaziergang durch den Chapultepec-Park, lieferten die angebotenen Leckereien der Essensstände eine Erklärung für die gehörige Leibesfülle vieler Mexikaner: Popcorn, Zuckerwatte, bunte Chips und Flips, Churros (Fettgebäckstangen), Hamburger und Hot Dogs gepaart mit zuckrigen Limonaden sorgen für die schnelle Kalorienüberdosis. Wir haben es vorgezogen, uns mit einem Tostado zu begnügen.

In der Churros Baeckerei, Mexiko City Sarah und Tostado in Mexiko City
Churros-Bäckerei, Sarah mit Tostado

Beim Besuch des Wohnhauses von Frida Kahlo und ihrem Gatten Diego Rivera haben wir nicht nur einen Einblick in das wechselhafte Leben der Künstlerin bekommen, sondern auch ein Rezept für die berühmte Schokoladensauce, Mole Poblano, die zum Hühnchen gereicht wird, entdeckt. Dies hat Lust gemacht auf einen Probierversuch, doch bevor wir uns wieder an den Esstisch begeben konnten, haben wir noch das Wohnhaus des marxistischen Revolutionärs Leo Trotzki besucht. Es war faszinierend zu sehen wie Trotzki nach einem ersten Attentatsversuch durch treue Stalin-Anhänger sein Haus in eine Festung umgebaut hat. Die Einschusslöcher waren noch in der Wand zu sehen, Fenster und Türen waren vermauert und auf der Gartenmauer sind Wachtürme errichtet worden. Nach diesen Museumsbesuchen war der Kopf voll und der Bauch leer, so dass wir uns bald im gemütlichen Traditionsrestaurant „El Refugio“ wiedergefunden haben.

Friedrich und Sarah im Restaurant ¨El Refugio¨

Zu der üblichen Vorspeise von Tortillachips mit Guacamole und Chillisalsa haben wir uns den Nopales-Salat bestellt. Das ist ein Salat aus Kaktusblättern, die von ihren Stacheln befreit in kleine Stücke geschnitten werden und ähnlich schmecken wie grüne Bohnen. Bei der Hauptspeise hat Sarah festgestellt, dass Mole Poblano eher eine sehr würzige Sauce ist, die nur wenig nach Schokolade schmeckt. Friedrich hat sich an Schweinemedaillons in einer etwas scharfen Chilli-Tomatensauce gewagt.

Nopales - Kaktus zum Essen Kaktusblattsalat (Nopales) und Knabbereien
Huehnerbrust in Mole Poblano (wuerzige Schokosauce) Schweinemedaillons in pikanter Tomatensauce mit Bohnenpaste
Frische Nopales, Knabbereien und Nopales-Salat
Hühnerbrust in Mole Poblano, Schweinemedaillons in Chilli-Tomaten Sauce

Beim Gang über den grössten Markt der Stadt, Mercado de la Merced, waren wir überwältigt von Farben und Fülle der Waren. Mensch und Tier können sich hier mit allem versorgen, was Herz und Bauch begehren. Von den umgebenden Garküchen haben wir lieber Abstand genommen, denn frittiertes Schweinefett oder mit Innereien und Gedärm gefüllte Tacos haben uns eher Würgen als Schmatzen lassen.

Farbpalette von Chilipulver, Mercado Merced Hundefutter, Mercado Merced
Rote Bananen, Mercado Merced Morgens halb 10 in Mexiko City: frittierter Schweinebauch
Chillipulver, Hundefutter, Bunte Bananen, Frittiertes Schweinefett

Der Ausflug zu den Tolteken-Pyramiden von Teotihuacan war nur in kultureller Hinsicht ein Appetitanreger, der Lust gemacht hat auf die noch folgenden Mayaruinen in Yucatan. Die Küche der Tolteken mit Ameiseneiern und gegrillten Maden hat uns weniger zugesagt als ihre prachtvollen Bauwerke. Als die Azteken auf die verlassene Stadt stiessen, glaubten sie Teotihuacan sei von Riesen erbaut worden. Wer kann ihnen verdenken, dass sie den Bau der Pyramiden damals für ein übermenschliches Werk hielten, wenn man bedenkt, dass die Hauptpyramide (Pyramide del Sol) mit ihren 65 Metern Höhe auf Platz 3 der Pyramiden-Weltrangliste steht.

Pyramide del Sol, Teotihuacan

Der Abstecher in die Stadt Taxco hat uns in eine der schönsten Kolonialstädte Mexikos geführt. Ausgehend von der zentralen Plaza mit der herrlichen Barockkirche winden sich kopfsteingepflasterte Gässchen mit weissen Häusern über Berg und Tal. Noch heute reiht sich in der alten Silberstadt ein Silbergeschäft an das nächste, doch die Auswahl ist gross und es ist nicht alles Silber was glänzt, so dass der Einkaufsbummel einen langwierigen Vergleich mit vielen Reflektionspausen erfordert. Glücklicherweise durchzieht die ganze Stadt ein grosser, bunter Markt mit zahlreichen Essenständen, wo man die nötige Erholung findet.

Kirche Santa Prisca, Taxco
Taxco Die ganze Stadt ist ein Markt, Taxco

Zu seinem Geburtstag in Taxco hätte Sarah ihren Friedrich gerne mit Silber aufwiegen lassen, aber das Geld hat nur für ein Paar neue Manschettenknöpfe und ein Stück Kuchen gereicht.
Den Abschluss unserer kulinarischen Reise bildeten 2 Gerichte guter Hausmannskost: Enchilada Verde und Schnitzelchen mit Bohnenmus. Na dann: „¡Buen provecho!“.

Enchilada verde mit Bohnenpaste, Taxco Dat beste von Mutti: Schnitzel mit Nudelsalat und Bohnenmus, Taxco

From → Mexiko

5 Kommentare
  1. Nun, Euer „frittiertes Schweinefett“ sprich chicharones, sind wirklich nicht Jedermanns Geschmack, genauso wenig wie Molde Schokosauce ist. Aber eines ist sicher: in Mexiko werdet Ihr nicht verhungern müssen nur mit ReisundBohnenundBohnenundReis….
    Trotzsdem: schaut Euch die Birria- und Taco-Stände genau an, bevor Ihr dort Euer Essen kauft.
    …und im Notfall: nach einem Doctor Simi oder einer Farmacia de Similares fragen: Guter Rat ist in Mexiko manchmal recht günstig.
    GLG für Euere weiteren Abenteuer!

  2. Als ich die Bilder auf flickr sah hatte ich den Eindruck, dass die Mexikaner sehr „Soßenfreudig“ sind. Man sieht das Fleisch ja gar nicht mehr!

    Apropos essen: Ich mampfe gerade ein Müsli mit Euren Kakaobohnen aus Costa Rica drauf. Lecker!

  3. DDlP permalink

    Und bei uns gabs gerade Wurstebrot, Sauerkraut und Kartoffelpüree.

  4. Thommy permalink

    Und ich hab mir grad ein Bier aus dem Kühlschrank geholt, an dem ein giftig bunter Frosch klebt. 😉
    Danke für eure Postkarte aus der weiten Welt.

  5. judipuh permalink

    und ich hatte in genua tentakel salat auf dem teller.
    sehr schöne stadt auch!
    bis nächste woche!

Hinterlasse eine Antwort zu Florian Schroiff Antwort abbrechen